Die Geschichte der Globen – Eine faszinierende Reise durch Raum und Zeit

Die Geschichte der Globen ist eine Geschichte der Menschheit selbst, ihres Strebens nach Wissen über die Welt und das Universum. Schon in der Antike erkannten Menschen, dass die Erde keine Scheibe, sondern eine Kugel ist. Einer der frühesten bekannten Erdgloben wurde angeblich um 150 v. Chr. von Krates von Mallos gefertigt. Zwar war damals die Weltkarte noch sehr begrenzt, doch die Idee, die Erde als Kugel darzustellen, war der erste wichtige Schritt in der Kartografie.

Die Anfänge in der Antike und im Mittelalter

In der Antike entstanden neben Erdgloben auch Himmelsgloben, die den Sternenhimmel abbildeten. Schon griechische und römische Gelehrte fertigten solche Kugeln, um astronomische Kenntnisse weiterzugeben. Im Mittelalter waren Globen vor allem in der islamischen Welt bekannt, wo arabische Kartografen und Wissenschaftler trotz des Wissensverlustes in Europa ihr Wissen bewahrten und erweiterten.

Erdgloben waren selten und kostbar, da ihre Herstellung aufwendig war. Die Karten basierten häufig auf antiken Quellen wie Ptolemäus und wurden mit den neuesten Entdeckungen ergänzt.

Die Renaissance und das Zeitalter der Entdeckungen

Eine entscheidende Wende brachte das 15. Jahrhundert und das Zeitalter der großen Entdeckungen. Der älteste erhaltene Globus ist der berühmte „Erdapfel“ von Martin Behaim, entstanden 1492/93 in Nürnberg. Behaim war ein Kaufmann und Gelehrter, der seine Kenntnisse aus Portugal und anderen Quellen zusammenführte, um die Welt damals bestmöglich abzubilden. Sein Globus misst 51 cm im Durchmesser und zeigt Europa, Afrika und Asien mit beeindruckender Genauigkeit für die Zeit, doch Amerika fehlte noch, da Kolumbus erst im selben Jahr seine Entdeckungsreise startete. Das Original dieses Globen ist heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg ausgestellt.

Diese Epoche war geprägt von neuen Navigations- und Kartografie-Techniken, was die Herstellung von Globen erleichterte und verbreitete. Entdecker wie Vasco da Gama und Magellan brachten neue Daten über bisher unbekannte Kontinente, die in die Globen eingearbeitet wurden.

Globen als Wissenschafts- und Kunstobjekte

Im 16. und 17. Jahrhundert wurden Globen nicht nur als wissenschaftliche Instrumente genutzt, sondern auch als kunstvolle Objekte hoher Handwerkskunst. Kartografen wie Johannes Schöner, Gerhard Mercator und Vincenzo Coronelli prägten die Globenherstellung mit detaillierten Darstellungen und ästhetischen Verzierungen.

Besonders die Niederlande, England und Frankreich entwickelten große Werkstätten für Globen. Die berühmten Coronelli-Globen aus dem späten 17. Jahrhundert sind heute noch bewundert für ihre Größe, Schönheit und Detailgenauigkeit. Ein besonders bemerkenswertes Beispiel ist der Hohlglobus von Gottorf (1656–1664), der es möglich machte, das Innere der Weltkugel zu betreten und eine beleuchtete Darstellung des Sternenhimmels zu erleben.

Globen im Zeitalter der Aufklärung und Moderne

Im 18. und 19. Jahrhundert entwickelten sich Globen weiter als wichtige Lehrmittel. Wissenschaftliche Fortschritte und neue Drucktechniken ermöglichten eine größere Verbreitung. Riesige Globen, wie der 18 Meter Durchmesser große Globus von James Wyld in London (1851), wurden als Publikumsmagneten bei Weltausstellungen eingesetzt und dienten auch der Unterhaltung und Bildung.

Im 20. Jahrhundert entstanden thematische Globen, etwa politische, geologische oder beleuchtete Modelle. Auch die Materialien verbesserten sich: von Holz und Pappe hin zu modernen Kunststoffen.

Heute: Globen als Designobjekte und Lernhilfen

Heutzutage sind Globen vielfach dekorative Objekte, gleichzeitig aber auch wichtige Lernmittel in Schulen und für Reisen sowie Sammlerstücke. Moderne Globen verbinden traditionelle Kartografie mit technischer Innovation, etwa durch LED-Beleuchtung, interaktive Funktionen oder digitale Ergänzungen. Sie zeigen nicht nur die Erde, sondern auch das Universum und laden dazu ein, mit der Welt in Kontakt zu treten.

Die Entwicklung der Globen ist eine faszinierende Verbindung von Wissenschaft, Kunst, Kultur und Geschichte und spiegelt stets den aktuellen Stand unseres Weltverständnisses wider. Ihre Faszination ist ebenso zeitlos wie die Kugel, die sie darstellen.

Quellen
[1] Geschichte: Wie der Globus ins Rollen kam - [GEOLINO] https://www.geo.de/geolino/wissen/16722-rtkl-geschichte-wie-der-globus-ins-rollen-kam
[2] Globus des Martin Behaim https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Globus_des_Martin_Behaim
[3] Coronelli-Globen https://de.wikipedia.org/wiki/Coronelli-Globen
[4] Weltenmodelle. Wissenschaftshistorische Einblicke in die ... https://www.leopoldina.org/uploads/tx_leopublication/AHL67_79-101_Christoph_Weltenmodelle.pdf
[5] Weltbild in Bewegung: zwei Globen und ein Silberschiff https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/3061/1/Eser_Weltbild_in_Bewegung_2010.pdf
[6] Planetarische (Welt)Geschichte » Uhura Uraniae » https://scilogs.spektrum.de/uhura-uraniae/planetarische-geschichte/
[7] Geschichte und Bedeutung von Globen https://www.weltkugel-globus.de/modell-der-erde/geschichte-bedeutung-globen/
[8] Berliner Globen nach Themen - Kartographische Highlights https://kartenhighlights.staatsbibliothek-berlin.de/berliner-globen/berliner-globen-nach-themen/globen-nach-entstehungszeit/
[9] Die Globen der Sammlung Woldan https://epub.ub.uni-muenchen.de/115842/1/Holzer_Horst_Svatek_Streifzuege_durch_die_Sammlung_Woldan_2010_Band_1_Horst_Die_Globen_der_Sammlung_Woldan_233-315.pdf
[10] Erkenntnisquelle und Statussymbol https://www.deutschlandfunkkultur.de/erkenntnisquelle-und-statussymbol-100.html

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